Laufbericht

Bericht vom Greifenseelauf

Mein erstes Mal

Letzten Samstag war ich das erste Mal beim Greifenseelauf dabei. Der Halbmarathon um diesen See ist einer der populärsten Läufe in der Schweiz und es hat folglich auch viele Läufer am Start. Über 13'000 waren es an diesem Nachmittag in Uster, verteilt über verschiedene Kategorien. Von alt bis jung, von ambitioniert bis unmotiviert, alles war dabei. Darunter auch absolute Topläufer wie der Olympia-7. im Marathon von Rio und aktuelle Halbmarathon-Europameister Tadesse Abraham aus der Schweiz. Das Rennen an der Spitze versprach Spannung, auch der Vorjahressieger Patrick Ereng war wieder am Start und er hatte keinen Marathon in den Knochen.

In Topform

Im Vergleich zum Frühjahr mit Nizza, habe ich mich weniger minutiös und spezifisch auf diesen Halbmarathon vorbereitet, sondern mehrere Wettkämpfe in den Trainingsplan integriert, wovon der Greifenseelauf distanzmässig der Höhepunkt bildete. In dieser Herbstsaison versuchte ich ein anderes Konzept, in dem ich von Lauf zu Lauf denke anstatt ein einziges Ziel X im Kopf zu haben. Daher profitierte ich jetzt von einer gewissen Lockerheit und ich liess alles auf mich zukommen. Sogar die immer noch anhaltende Erkältung war mir in diesem Moment egal. Dennoch war ich jetzt natürlich unbestritten in meiner Top-Form und war fest entschlossen, hier erstmals unter 1:14 zu laufen, gleichbedeutend mit einer Pace von 3:30/km oder 17.14 km/h.  Ausser dem Schlussanstieg verläuft die Strecke mehrheitlich flach, deshalb möglich. Profitieren wollte ich hier auch von der Masse an guten Läufern. In einer Gruppe zu Laufen oder jemanden vor sich zu haben ist mental einfacher, als das ganze alleine laufen zu müssen.

Der Start

Kilometer 1 2 3 4 5
 Zeit für den Kilometer (min:sec) 3:22 3:21 3:29 3:23  3:33
Foto von La Mama
Foto von La Mama

Nachdem ich beim Aufwärmen Tadesse noch viel Glück gewünscht hatte, reihte ich mich in der 2. Reihe ein. Die ersten Kilometer verliefen ziemlich flott und wie üblich starten viele zu schnell, auch die Topläufer! Mein Start war OK, aber auch ich musste leicht bremsen um nicht alles Pulver schon am Anfang zu verschiessen. Jedoch ist der Anfang immer locker und ich hatte sogar noch Lust Faxen zu machen (siehe Bild). Oder ein Schwätzchen zu halten mit dem Velobegleiter der 2.Frau. Mit 03:20/km war ich etwas zu schnell, fand dann aber doch rasch meine Pace und überholte die Gruppe mit der ich mitgelaufen war, denn die starteten wie gesagt, zu schnell.  

Auch die Nase läuft

Kilometer 6 7 8 9 10
 Zeit für den Kilometer (min:sec) 3:30 3:29 3:29 3:30  3:25

Nach der zweiten Frau traf ich auch bald auf die erste Frau und lief lange hinter ihr. Wir hatten nun den See erreicht und rannten auf den Schotterstrassen. Dummerweise meldete sich da auch der Schnupfen zurück und ich musste in regelmässigen Abständen die Nase „entleeren“. Stören tat mich das nicht, einzig einmal hatte ich kurz Zweifel, ich sei doch zu schnell gestartet. Als ich dann aber die Frau aufholte und hinter mir schon eine grosse Lücke war, verflogen die Zweifel.

Allein, allein

Kilometer 11 12 13 14 15
 Zeit für den Kilometer (min:sec) 3:29 3:33 3:30 3:29  3:33

Ich machte Handzeichen, aber sie wollte, oder konnte nicht mitkommen. Denn ich musste für mein Vorhaben die 3:30/km laufen und jetzt war ich drinn, sogar mit 15-20 Sekunden Vorsprung. Die 10km-Marke erreichte ich nach 34:42, etwas, was vor einem Jahr noch unvorstellbar gewesen wäre. Die kleine Erhebung meisterte ich ohne weitere Probleme und inzwischen hatte ich einen weiteren Läufer überholt und lief mit einem anderen über die 10km-Marke. Auch er wollte noch nicht mitgehen, jetzt musste ich also doch alleine laufen, denn 300m vor und hinter mir war ein Loch. 

Ziel in Sicht

Kilometer 16 17 18 19 20 21 21.16
 Zeit für den Kilometer (min:sec) 3:28 3:33 3:37 3:29  3:42 3:18 0:29
Foto vom Präsi
Foto vom Präsi

Es ging weiter dem See entlang, der Schlussteil war wieder Asphalt und bei Kilometer 17/18 gab es einen Ausläufer, wo man den Führenden entgegenlief. Hier wurde es hart, nicht so hart wie in Freiburg, denn diesmal hatte ich ein ausgiebiges Tapering hinter mir und war mental bereit. Denn es galt noch den Schlussanstieg bei km 19-20 von etwa 20 Metern zu bewältigen. Hier war klar, dass ich mein Tempo nicht durchziehen konnte und wiederum 15-20 Sekunden liegen lasse. Insofern war es gut ein Polster zu haben. Glücklicherweise empfand ich den Schlussanstieg nicht als anstrengend, sodass ich sogar noch genügend Reserven für den letzten Kilometer hatte. Es ging hinunter nach Uster um einen Kreisel Richtung Ziellinie. Hier konnte ich nochmals die letzten Körner verbraten. Zeit um auf die Zuschauer zu achten, den Moment zu geniessen hatte ich nicht, es war gleichzeitig auch der schnellste Kilometer. Einzig meine Begleitung hörte ich rufen und schreien und tatsächlich, ich hatte es geschafft. Offiziell 13:39.9, wär hätte das gedacht! Dies war gleichbedeutend mit dem insgesamt 18. Platz, 9. Platz Kategorie M20, 10.-schnellster Schweizer, 3.-schnellster Schweizer M20!

Erschöpft aber zufrieden

Im Ziel war ich im ersten Moment zu ausgelaugt, die Glücksgefühle kamen nach ein paar Elektrolyten und kurzkettigen Kohlenhydraten aber von alleine. Natürlich war dies auch aufgrund der Erkältung, die komischerweise schon am nächsten Tag gänzlich verschwand. Aber ich muss schon sagen, so kaputt im Ziel habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Was aber auch heisst, dass ich wirklich an der Grenze des momentan Machbaren gewandert bin. Nun gibts Zeit für Erholung, die Lust auf intensives Training ist verschwunden. Danach im Oktober nach dem Hallwilerseelauf/10km eine zweiwöchige Laufpause. Die Batterien müssen wieder aufgeladen werden. Nicht nur physisch, insbesondere auch mental. Denn nach dieser Leistung hat sich eine mentale Leere eingeschlichen. Der Kopf sagt, du hast dein Ziel vom letzten Frühling erreicht, was willst du noch? Genau deshalb wir mir die Pause gut tun um Sinn, Zweck und neue Ziele zu finden.