Halbmarathon in Barcelona

Am Sonntag, dem 16. Februar ging ich nach über einem Jahr wieder einmal über die Halbmarathondistanz an den Start. Zum ersten Mal war ich in Barcelona, zusammen mit einer Gruppe anderer Schweizer aus Zürich Umgebung und Bern. Es waren gar soviele Schweizer Topläufer da, dass wir schon von einer inoffiziellen Schweizer-Meisterschaft witzelten. Insgesamt war das Läuferfeld sehr international aufgestellt und der Kurs versprach gute Zeiten. Da ich zusammen mit Rubén und Sämi erst am Samstag Nachmittag ankam, blieb ausser dem Abholen der Startnummer nicht mehr viel Zeit für Sightseeing. Was vielleicht besser so war. Unser Hotel der Kette Motel One lag ideal, keine hundert Meter von der Startlinie entfernt, was uns lange Schlangen vor den Toilettenhäuschen ersparte. Für das Rennen hatte ich mir wegen meiner fast dreiwöchigen Trainingspause nicht viel vorgenommen. Hätte ich richtig trainieren können wäre ich gerne neue Bestzeit angelaufen, jetzt war es einfach eine Standortbestimmung. Von meinem konservativen Vorhaben in einer 3:25min/km Pace zu starten liess ich mich noch abbringen und in Absprache mit meinem Trainer einigten wir uns auf 3:20min/km und falls ich merke, dass es zu schnell wäre, etwas zurücknehmen, soviel zur Strategie. Ausser dem Fakt, dass ich etwas zuweit hinten einstand war der Start gut gelungen. Dank des Wettkampfadrenalins fühlten sich die ersten Kilometer sehr locker an und ich war überrascht, wie schnell ich unterwegs war. Nicht so ganz gut ging es jemandem, der sich kurz nach dem Start gleich hinsetzen musste um seine Schuhe zu binden. Ich schaute nach rechts zu einem Mitläufer und wir lachten uns gegenseitig an. Da ich ja etwas zuweit eingestanden war, überholte ich die ersten 20 Minuten auch noch einige, was sich positiv auswirkte. Auch Frauen waren dabei, viele von Ihnen wollten die Limite für die WM laufen. Gefühlt das ganze deutsche Team war da, so überholte ich unter anderem Josina Pappenfuss, Miriam Dattke, Laura Hottenrott. Alina Reh blieb dann aber doch vor mir und ich sollte den Strubelkopf auch bis zum Schluss nur von weit hinten sehen. Auch auf Rubén und Sämi traff ich bald. Bis zur Hälfte fühlte es sich gut an und ich liebäugelte schon mit einer 1:09er Zeit. In unglaublichen 33:07 passierte ich die 10km-Marke, nur wenige Sekunden über meinem Tempo von 3:17min/km in Luzern. Das Tempogefühl fehlte aber doch und auch die Tempohärte fehlte mir. So wurde ich auf der zweiten Hälfte ziemlich müde und musste etwas Tempo rausnehmen ums noch zur Zielliene zu schaffen. Anstatt zu überholen, drehte sich jetzt der Spiess. Beim U-Turn sah ich, dass Sämi nur wenige hundert Meter hinter mir war. Das Feld hatte sich schon lange ausgedünnt und wie eine Kette hing ich mich an den vorderen Läufer als gings ums Überleben. Ganz fies dann aber die Attacke von Donnino. Beim einzigen wirklichen kurzen Anstieg, bevor es zur Meerespromenade ging, überholte er mich locker und zog davon. Wie man im Bild unten sieht, bin ich da schon ziemlich am Leiden. Jetzt waren es nur noch etwa drei Kilometer und Sämi hatte mich eingeholt. Der Stolz liess es dann aber nicht zu sich vom Trainer abhängen zu lassen und ich mobilisierte die letzten Kräfte um mit ihm drannzubleiben, Fast gemeinsam liefen wir übers Ziel, ich dank des Schlusspurts noch kurz vor ihm. Für ihn reichte noch zur PB nach 20 Jahren! Dank der Nettozeit war ich auf dem Papier sogar noch vor Donnino. Fast hätte es noch unter 1:11 gereicht, mit der Zeit von 1:11:02 (Platz 170 von 18000) bin ich aber mehr als zufrieden. Das ist eine mehr als akzeptable Leistung und macht Lust auf mehr, die erste Trainingslager kam ja schon eine Woche danach (dazu noch ein seperater Bericht). Bester Schweizer war an diesem Tag Eric Rüttimann, der in 1:04:54 die Limite lief, Christian Kreienbühl verpasste sie leider knapp. Mit ein paar Bier zusammen mit den Jungs ging der Abend zu Ende, bevor ich mit Donnino zurückflog da es am nächsten Tag wieder zur Arbeit ging. Barcelona ist auf jeden Fall empfehlenswert, auch wenn das Zuschaueraufkommen am Strassenrand für spanische Verhältnisse mager ausfällt.

Write a comment